Pfarrbücherei feierte Jubiläum

Rohrbach. Für Menschen ist das Erreichen eines Alters von 100 Jahren schon eine Gnade und wird dementsprechend gebührend gefeiert. Was aber, wenn eine Bücherei so alt wird? Die katholische öffentliche Bücherei (KÖB) der Pfarrgemeinde St. Johannes in Rohrbach jedenfalls beging dieses nicht alltägliche Jubiläum in einem eher bescheidenen Rahmen. Edel Kunzelmann, die als Leiterin zusammen mit Monika Weber und Martina Morawietz die Pfarrbücherei betreut, kennt die Eckpunkte der Büchereientwicklung: 1924 entstand in Rohrbach eine Bücherei des Borromäus Vereins, benannt nach Karl Borromäus, im 16. Jahrhundert als Jurist, Bischof und Kardinal von Mailand tätig. Die neu gegründeten Borromäus-Bibliotheken wollten sich der Belebung christlicher Gesinnung widmen. Sie waren für viele Menschen in ländlichen und industriellen Gebieten eine unentbehrliche Bildungshilfe. Neben religiösen Schriften unterhielten auch andere Kinder und Erwachsene. Nachdem 1941 alle Schriften mit nichtreligiösem Charakter aus den kirchlichen Büchereien entfernt werden mussten, kehrten sie nach dem Krieg nach und nach wieder zurück. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und davor war die Pfarrbücherei in Rohrbach viele Jahre lang in einem, heute noch als Lagerraum genutzten kleinen „Jugendheim“ hinter der Johanneskirche untergebracht. Um mehr Bezug zur Öffentlichkeit herzustellen, änderten in dieser Zeit die Pfarrbüchereien ihren Namen hin zu „Katholische öffentliche Bücherei“. Die Anfänge der Bücherei in Rohrbach lassen sich hundertprozentig nicht mehr komplett nachvollziehen. Bis zu 5400 Ausleihen pro Jahr sollen es in Rohrbach gewesen sein. Gesichert ist, dass nach der Gründung 1924 im Schwesternhaus in Rohrbach wohnende Ordensschwestern die Bücherei leiteten. Ab 1968 war es Schwester Loretta, ab 1977 Schwester Kunigunde, deren Namen bekannt sind. Von 1984 an übernahm Gertrude Thiel die Leitung, ab 1988 Heidi Grub, ab 2015 Doris Hector, bis danach Edel Kunzelmann an ihre Stelle trat.

Leihen von über 2000 Büchern und Medien

„2024 ist die Bücherei ein Ort, der zum Austausch von Alltagsgeschichten, Leseerlebnissen und zum Ausleihen von mittlerweile mehr als 2000 Büchern und weiteren Medien einlädt“, gibt Edel Kunzelmann zu Protokoll.

Die Jubiläumsfeier begann mit einer Festmesse in der Pfarrkirche St. Johannes, an deren Ende Pfarrer Alexander Klein eine Ehrenurkunde des Bischöflichen Ordinariats Speyer mit Glück- und Segenswünschen, unterschrieben von der Leiterin der Büchereistelle, Dr. Gabriele Dreßing übergab. Anschließend waren Groß und Klein ins Jugendheim eingeladen zu Buchvorstellungen, Livemusik und Gedicht-Contest mit Maja Kunzelmann. Gratulanten waren nicht mit leeren Händen ge

kommen und drückten ihre Wertschätzung für die Arbeit des Büchereiteams aus. Auch Pfarrer Alexander Klein reihte sich mit besonderem Lob ein und hoffte auf weiterhin guten Zuspruch: „Wir sind froh um jeden Leser und jede Leserin.“ Bei einem „Jubiläumsrätsel 100 Jahre KÖB“ konnten die Gäste testen, wie textsicher sie sind. Regen Gebrauch machten Kinder vom Gedichtvortragen. Auch Pfarrer Alexander Klein ließ es sich nicht nehmen, einige humorvolle Verse zum Besten zu geben. Den Schluss gestaltete Maja Kunzelmann noch mit einem „Kinder-Spontan-Chor“.all

 

 

Katholische öffentliche Bücherei Rohrbach

Eine kurze Geschichte der Bücherei

1924 erstarkten bei der Reichstagswahl in der Weimarer Republik republikfeindliche radikale Parteien. Reichspräsident Ebert hob den Reichstag auf, der Staat war pleite. Nachdem das Brot 5 Milliarden Mark gekostet hatte, wird die Reichsmark eingeführt.

In dieser Zeit des Umbruchs, in der sich Katholiken selbstbewusst zusammenschlossen, um in Staat und Gesellschaft Gehör zu finden, entstand auch in Rohrbach eine Bücherei des Borromäus Vereins.

Karl Borromäus war im 16, Jahrhundert als Jurist, Bischof und Kardinal von Mailand tätig. Er hatte in der Gegenreformation den Klerus und die Seelsorge -durch Visitationen und Gründung von Seminaren- verändert und Missstände in seiner Diözese abgestellt.

300 Jahre später wurde er zum Patron des katholischen Borromäus Vereins, gewählt, der sich der Belebung christlicher Gesinnung widmen wollte.

Die neu gegründeten Borromäus-Bibliotheken waren für viele Menschen in ländlichen und industriellen Gebieten eine unentbehrliche Bildungshilfe.

Die Überlieferung des Brauchtum mittels Bilder und mündlichen Erzählungen hatte sich vorher zu gedruckten Texten verändert.

Neben religiösen Schriften fanden die Leser auch Unterhaltendes für Groß und Klein.

Zum 1. Januar 1941 mussten alle Schriften nicht religiösen Charakters aus den kirchlichen Büchereien entfernt werden. Nach dem Krieg wurden alle Autoren nach und nach wieder in die Bibliotheken aufgenommen.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die „Pfarrbüchereien“ hin zu „Katholischen öffentlichen Büchereien“ weiterentwickelt.

Der öffentliche Bezug sollte alle Interessierten einladen.

2024 stellen Katholische öffentlichen Büchereien Treffpunkte dar, die zum Austausch von Alltagsgeschichten, Leseerlebnissen, Glaubenserfahrungen und natürlich zum Ausleihen von Büchern und weiteren Medien einladen. Lesen ist eine Grundbedingung für menschliche Freiheit. Menschen, die keinen Zugang zum Lesen gefunden haben oder sogar durch Analphabetismus an der vollen Teilhabe an unserer Gesellschaft gehindert sind, können an wichtigen gesellschaftlichen Prozessen nicht teilnehmen. Sie sind immer abhängig von anderen und eher der Manipulation durch andere ausgesetzt.

Die Katholischen Öffentlichen Büchereien bieten mit ihrer Medienauswahl Angebote zur Auseinandersetzung mit Fragen des täglichen und religiösen Lebens, zur Sachinformation und zur Lektüre schöner und spannender Literatur.

Chronik der Büchereileitung der KÖB Rohrbach 1911 1924 bis 1977 ab 1977 ab 1984 ab 1985 ab 2015 Gründung des Borromäus Vereins Gründung Borromäus-Bücherei Leitung durch katholische Schwestern Leitung: Gertrude Thiel Leitung Heidi Grub Leitung Doris Hector Leitung Edel Kunzelmann

 

 

Katholische öffentliche Bücherei

Jugendheim, Jugendheimstraße 20

Öffungszeiten: Montag von 16:00 bis 17:30 Uhr

Frau Kunzelmann