Dienstag, 22. Juli 2025

Gemeindeversammlung

Allen Beteiligten war anzumerken, dass sie sich nicht wohlfühlten in ihrer Haut. Die einen mussten erklären, warum es zur Profanierung der Kirche St. Konrad in St. Ingbert-Rohrbach keine Alternative gibt, die anderen unangenehme Fakten zur Kenntnis nehmen. Dennoch verlief die Gemeindeversammlung am 17. Juni in der betroffenen Kirche konstruktiv. Zwei Gemeindeberaterinnen des Bischöflichen Ordinariats in Speyer, Pastoralreferentin Ute Garth und Gemeindereferentin Petra Benz, moderierten und ließen am Ende ausreichend Zeit, Fragen der anwesenden Gemeindemitglieder zu beantworten. Nachdem Werner Michaeli, Mitglied des Verwaltungsrates der Pfarrei Heiliger Martin St. Ingbert-Rohrbach, die wichtigsten Daten aus der Historie des 1957/58 erbauten und am 28. September 1958 von Bischof Dr. Isidor Markus Emanuel geweihten Gotteshauses vor getragen hatte, erläuterte die Pfarreiratsvorsitzende, Beate Dohr, die finanzielle und personelle Situation im Bistum und in Rohrbach und wie es zu der Entscheidung kam, die Kirche St. Konrad zu profanieren. Am Ende wurde deutlich, dass sowohl der starke Rückgang der Kirchenmitglieder als auch die wirtschaftliche Ent wicklung und die Kürzung der Zuschüsse aus Speyer keine andere Option zuließen. Im Jahr 2000 zählte das Bistum Speyer rund 620 000 Mitglieder. Für das Jahr 2035 werden noch 297 000 prognostiziert. Beide Faktoren zeigen Wirkung bei den Schlüsselzuweisungen für die Gemeinden. Sie werden bis zum Jahr 2027 um 30 Prozent gekürzt, wobei künftig auch 50 Prozent im Raum stehen. Nur noch 80 000 Euro stehen demnach für die Pfarrei Heiliger Martin im Jahr 2027 zur Verfügung, wovon derzeit allein 53 500 Euro auf die Perso nalkosten entfallen. Bei der Verabschiedung des gefor derten Gebäudekonzeptes stand im Vordergrund, für jede Gemeinde der Pfarrei eine Kirche und einen Ver Am 5. Juli feiert Weihbischof Otto Georgens in der Kirche St. Chrodegang den letzten Gottesdienst sammlungsraum zu erhalten, in Rohrbach sind das die Johanneskirche und das Jugendheim. Pfarrer Alexander Klein verwies ebenfalls auf den Rückgang der Kirchenmitglieder. 2024 seien es in der Pfarrei nur noch unter 6 000 gewesen. Und, die Gottes dienstbesucher passten in Rohrbach locker in die Johan neskirche, selbst wenn es, wie an Pfingsten, zwischen 250 und 300 waren. Bei der Umnutzung der Kirche St. Konrad setzte er Prioritäten: eine soziale Nutzung wie etwa für seniorengerechtes Wohnen, ein Mehrgenerationenhaus, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. „Alles, was nicht den Werten der katholischen Kirche entspricht, kommt nicht in die Kirche“, versuchte er zu beruhigen. Es waren sorgenvolle Fragen aus dem Zuhörerkreis, die Antworten verlangten: Was passiert mit der Orgel, den Glocken, den Gegenständen im Kir chenraum? Es werde eine Arbeitsgemeinschaft gegrün det, die sich mit diesem Thema auseinandersetze und Lösungen suche, versprach Pfarrer Klein. In Oberwürzbach-Reichenbrunn ist man schon einen Schritt weiter. Bereits am 5. Juli wird dort die Kirche St. Chrodegang profaniert und danach verkauft. Ein Käufer sei bereits gefunden, bestätigte Pfarrer Alex ander Klein auf Nachfrage. Der neue Besitzer will das Gebäude erhalten. Und es gibt weitere Pläne: In Oberwürzbach Foto: Georg Allmannsberger selbst wird das Schwesternhaus verkauft, in Hassel steht wohl mittelfristig das Jugendheim zur Disposition, und in Rohr bach soll noch das ehemalige Pfarrhaus neben der Kirche St. Konrad veräußert werden.

Werner Michaeli, Beate Dohr, Pfarrer Alexander Klein, Ute Garth und Petra Benz standen bei der Gemeindeversammlung in der Kirche St. Konrad Rede und Antwort. Die Pfarrei Heiliger Martin St. Ingbert besteht aus den Gemeinden Rohrbach-St. Johannes, Hassel-Herz-Jesu und Ober würzbach-Herz-Jesu mit Reichenbrunn-St. Chrodegang. Nach der Profanierung von St. Chrodegang gehören noch fünf Kirchen zur Pfarrei, darunter eine kleine Kapelle.

Text und Bilder: A. Allmannsberger